Farbwähler Schwarz
Mission Statement

Eine persönliche Nachricht von Marlene Engelhorn:

Demokratie ist Beziehungspflege: Eine Gesellschaft arbeitet daran, dass es ihr gut geht. Und einer Gesellschaft geht es dann gut, wenn es den Menschen in dieser Gesellschaft gut geht. Das gilt im Moment nicht für alle: Reichtum, Vermögen, Besitz sind ungleich und unfair verteilt. Und damit auch die Macht in unserer Gesellschaft.

In Österreich hortet das reichste Prozent der Bevölkerung bis zu 50 Prozent des Nettovermögens. Einem Hundertstel der Gesellschaft gehört also knapp die Hälfte des Vermögens. Und 99 Prozent der Menschen müssen sich mit der anderen Hälfte begnügen. Fast vier Millionen Haushalte plagen sich täglich, um durchzukommen. Und das eine Prozent? Hat meistens einfach geerbt.

Wir sprechen von Dynastien, die über Generationen hinweg Reichtum und Macht anhäufen. Und sich damit aus unserem Sozialwesen herausziehen, als ginge sie das nichts an. Ich komme auch aus so einer Dynastie. Mein Reichtum wurde angehäuft, noch bevor ich auf die Welt gekommen bin. Angehäuft wurde er, weil andere Menschen die Arbeit gemacht haben, aber meine Familie das Eigentum am Unternehmen und somit alle Ansprüche auf die Früchte dieser Arbeit mitunter steuerfrei vererben konnte.

Vermögen ist nie eine individuelle Leistung. Vermögen entsteht immer aus der Gesellschaft heraus. Ein paar Menschen werden reich, weil sie anderen ihre Zeit abkaufen und daraus Profit machen. Weil sie ein Patent auf ein Produkt haben, das andere dringend brauchen. Weil sie ein Grundstück kaufen, das mehr wert wird, weil die Gesellschaft Infrastruktur rundherum baut. Weil sie die Umwelt vernichten, um an Rohstoffe zu kommen.

Aber Erb:innen geben von ihrem Reichtum (fast) nichts zurück an die Gesellschaft. Denn sie zahlen keine Steuern auf ihre Erbschaften und genießen steuerliche Privilegien auf ihr Vermögen – während alle anderen für jeden Euro, den sie mit Arbeit verdienen, Steuern beitragen müssen. Steuern, mit denen wir unsere Schienen, Schulen und Spitäler bauen. Alles, was wir als Gesellschaft gemeinsam nutzen. Auch die Überreichen.

Erben ist eine Zumutung für die Gesellschaft. Erben heißt, direkt in den Chef:innensessel hinein geboren zu werden – ihn aber nicht einmal nötig zu haben. Erben heißt, dass Türen aufgehen – die andere ihr Leben lang nicht einmal zu Gesicht bekommen. Erben heißt, eine finanzielle Sicherheit zu spüren, die vor unzumutbarer Arbeit, unzumutbarem Wohnen, gesundheitlichen Einschränkungen und vielem mehr schützt.

Und wir Überreiche werden immer reicher, das Geld wandert jeden Tag wie magnetisch in unsere Tresore. Das reichste Prozent der Welt kassiert zwei Drittel aller Vermögenszuwächse. Und gleichzeitig steigt auch die extreme Armut wieder an – zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert. Als hätten wir die Monarchie nie abgeschafft.

Die wichtigste Frage unseres Lebens ist beantwortet, bevor es begonnen hat: In welche Familie werden wir geboren? Es wäre die Aufgabe der Politik, unser Miteinander so zu organisieren, dass die Geburt nicht darüber entscheidet, ob wir ein gutes Leben haben. Es wäre also auch die Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass alle, die mehr beitragen können, mehr beitragen. Und dass alle, die Unterstützung brauchen, diese auch bekommen. Das wäre der Sinn eines jeden Miteinanders – gemeinsam dafür zu sorgen, dass es allen besser geht.

Aber in Österreich gibt es keine sinnvollen Vermögenssteuern, keine sinnvollen Erbschaftssteuern – obwohl wir sogar international immer wieder dafür gerügt werden, dass unser Steuersystem Ungerechtigkeiten einzementiert.

Unser Steuersystem bevorzugt ausgerechnet die, die ohnehin im Überfluss leben:
Arbeit wird hoch besteuert, Vermögen niedrig bis gar nicht.

Wenn die Politik versagt, muss man sich selbst darum kümmern. Wenn die Politik nicht dafür sorgt, dass Überreichtum in der Gesellschaft umverteilt wird, dann müssen wir den Finger in die Wunde legen. Und dafür sorgen, dass das Thema die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. Immerhin sind zwei Drittel der Menschen in Österreich – quer durch alle Schichten – dafür, dass Vermögen ordentlich besteuert werden.

Meine persönliche Situation ermöglicht mir, jetzt schon zu handeln. Deshalb möchte ich mein Vermögen an die Gesellschaft rückverteilen. Aber dann stellt sich die Frage: Wie? Die erste Antwort ist oft: spenden. Das klingt gut, ändert aber erstens nichts am Versagen der Politik. Und gibt mir zweitens wieder Macht, die ich nicht haben sollte. Rückverteilung muss ein Prozess sein, der über mich hinausgeht.

Wieso sollte ich allein entscheiden dürfen, wie ein Vermögen an die Gesellschaft rückverteilt wird – das nur aus dieser Gesellschaft heraus entstanden ist?

Was mit einem großen Vermögen passiert – darüber sollte auch eine große Gruppe gemeinsam entscheiden. Nicht eine:r allein.

Also bitte ich jetzt 50 Personen, sich dieser Frage zu widmen. Ich gebe 50 Menschen mein Vertrauen und mein Vermögen. Und bitte sie um ihren guten Rat: Wie sollen wir als Gesellschaft mit der ungerechten Verteilung umgehen? Und: Wie können wir 25 Millionen Euro in diesem Sinne rückverteilen? Ein guter Plan braucht viele Blickwinkel. Nicht nur den einer Einzelnen, die zufällig geerbt hat. Nur weil ich etwas verbessern will in unserer Gesellschaft, heißt das noch nicht, dass ich auch einen guten Plan habe.

Damit der Gute Rat die besten Lösungen findet, braucht er auch die Möglichkeit, seinen Plan frei umzusetzen – ohne Zwischenrufe oder Veto von mir. Damit können wir etwas noch viel Größeres anstoßen; etwas, das über die 25 Millionen Euro hinausreicht:

  • Der Gute Rat soll nicht nur meinen Kontostand ändern – sondern die Verhältnisse … oder wenigstens die Debatte!

  • Der Gute Rat soll mein Erbe nützen, um die Ursachen der Ungleichheit zu bekämpfen … und nicht nur die Symptome!

Finden wir Antworten auf die großen Fragen: Wie kriegen wir echte Veränderung hin? Wie können wir ungerecht verteilte Vermögen so einsetzen, dass wir das System unserer Verteilung ändern? Wie können wir die Menschen, Gruppen und Organisationen unterstützen, die genau dafür kämpfen? Wie schaffen wir eine Gesellschaft, in der Überreiche ihr geerbtes Geld und ihre gekaufte Macht nicht mehr in Steuersümpfen vor der Gesellschaft verstecken können?

Mit dem Guten Rat machen wir einen ersten Schritt, gemeinsam. Demokratie ist Beziehungspflege.

Der Gute Rat – die Fakten:

Ich lege mein Vertrauen und 25 Millionen Euro in die Hände eines Bürger:innenrats. 50 Menschen sollen Ideen für einen besseren Umgang mit der Verteilung von Vermögen in Österreich entwickeln – und entscheiden, was mit dem Geld passiert: Wir wollen ihren guten Rat dafür einholen, wie dieses Geld rückverteilt werden soll. Weil der Staat versagt, der es umverteilen sollte.

Der Rat wird repräsentativ zusammengesetzt: 10.000 zufällig ausgewählte Personen werden angeschrieben. Wer mitmachen will, füllt eine Umfrage aus – und aus allen Antworten wird ein Rat aus 50 Personen zusammengesetzt, der die österreichische Bevölkerung möglichst gut abbildet. Geschlecht, Alter, Ausbildung, Job und so weiter.

An sechs Wochenenden zwischen März und Juni kommen diese 50 Personen zusammen, um zu tagen. Sie bekommen Input von Expert:innen aus der Wissenschaft und aus der Praxis. Alle Diskussionen werden professionell moderiert und begleitet.
Weil dieser Gute Rat ein Dienst an der Gesellschaft ist, werden die 50 Personen auch für ihren Aufwand entschädigt; alle Kosten für Hotels, Verpflegung, An- und Abreise, Kinderbetreuung und Dolmetsch werden ebenfalls abgedeckt.

Mit diesem Text legt Marlene Engelhorn ihre Motive und Gedanken offen – die Mitglieder des Guten Rats und das Team, das ihn organisiert, sind in ihren Entscheidungen aber völlig frei und nicht an die Wünsche von Marlene gebunden.

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